Künstlerhäuser im Künstlerhaus
Ausstellungsdesign
»Im Tempel des Ich«, Villa Stuck, München
Im Künstlerhaus, einem Ort der Kreativität, werden Kunstwerke geboren. Die Architektursprache des Schöpfungsortes ist als Bühne des künstlerischen Genies auch Ausdruck des Künstler-Ichs und steht für all das, was die Künstlerseele selbst ausmacht. Es ist, wiedergegeben in anderer Gestalt und Form, die » Schwester« der Kunstwerke – ein Kunstwerk im Großen. Das Künstlerhaus verbindet die Gedanken von Repräsentation, Selbstinszenierung und künstlerischen Ausdruck. Es schafft für den Künstler eine schöpferische Atmosphäre und bildet den Rahmen für die Präsentation der Kunst. Es ist als Gesamtkunstwerk zu verstehen. Wir standen vor der Herausforderung, für die Ausstellung eine Gestaltungssprache zu finden, die das Künstlerhaus als Gesamtkunstwerk und seine Exponate würdig wiedergibt. Wir stellten uns mehrere Fragen: Wie lassen sich Architektur und Kunstwerke gleichzeitig ausstellen? Wie stellt man mehrere Gesamtkunstwerke in dem Gesamtkunstwerk Villa Stuck dar? Wie lässt sich die Haltung eines Künstlers und die Magie seiner Gemälde oder Kunstobjekte in der Ausstellungsgestaltung angemessen vermitteln? Der richtige Weg, Häuser zu »erzählen«, ohne dabei den Exponaten die Schau zu stehlen, musste gefunden werden. Eine Auseinandersetzung mit der Antike und ihren vielfältigen Tempelanlagen auf der griechischen Agora oder dem römischen Forum folgte. Uns wurde bewusst, dass nach Wegnahme vieler Details das Giebelmotiv das geeignetste Element darstellt, um die Assoziation eines Tempels zu wecken. Die Idee wurde geboren, jede Ausstellungsstation mit einem abstrahierten Portal auszustatten, das – zum Teil auch mit einem Augenzwinkern – auf die Künstlerin, den Künstler und seine jeweilige Haltung und der jeweiligen Epochenstil sowie auf das entstandene Haus verweist. Die Welt des Künstlers, die Ausstrahlung seiner Bilder und die Stimmung seiner Häuser wollten wir auch über die Wandfarbe festhalten und wiedergeben. Dabei war es uns wichtig, die klinische Atmosphäre eines White Cubes zu durchbrechen und Einbauten zu entwerfen, die sensibel mit dem Bestand umgehen und die Villa Stuck als gastgebendes Künstlerhaus selbst feiern. Die raumgliedernden Elemente schaffen als Kulissen für die Künstlerhäuser eine Bühne, auf der die Exponate präsentiert werden. Es gelang uns, in der Grundrisskonzeption das »Haus-im-Haus«-Motiv umzusetzen. Eingangsportale mit Giebelzitaten, Blow Up´s und Durchblicke reihen sich auf spannenden Blickachsen hintereinander und machen auf Künstlerwelten neugierig. Die Wegführung gleicht einer dramaturgischen Raumfolge, wobei der Besucher von Szene zu Szene wandert – immer bewußt, sich in einem bemerkenswerten Ensemble zu bewegen.
Download Pressetext
Download honorarfreie Bilder copyright by prof. kilian stauss
stauss processform (2013)